Ausbildung

02.05.2014

AVWF verstehen – das Konzept von Ulrich Conrady

Logo.Neurocoaching_hs

Herr Conrady, was verbirgt sich hinter den vier Buchstaben AVWF?

Sie stehen für Audio Visuelle Wahrnehmungs-Förderung. Ursprünglich wurde diese Methode entwickelt, um bei Kindern und Erwachsenen Lernfähigkeit, Motorik sowie mentale und körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern. Dazu werden Schallwellen in einem Musikstück derart moduliert, dass sie über Nervenfasern in der Mittelohrmuskulatur das autonome Nervensystem stimulieren und wieder in Balance bringen.

Und wie kann man sich eine Therapie mit AVWF vorstellen?

Eine über Kopfhörer wahrgenommene schallmodulierte Musik stimuliert die bereits vorhandenen biogenetischen Muster im Unterbewusstsein. In der Regel stellen sich schon nach wenigen Trainingseinheiten die ersten Erfolge ein. Die positive Beeinflussung des autonomen Nervensystems wirkt sich auch auf das Lernvermögen aus: Ohne aktives Üben erhöht sich die Geschwindigkeit, mit der Informationen im Gehirn verarbeitet werden können. Das Gehirn wird schneller.

Für den Einsatz im Spitzensport wurde das Verfahren zu AVWF – Neurocoaching weiterentwickelt…

Wie der Name bereits ausdrückt, geht es dabei um das „Coaching“ der Nerven. Über das Hören und Sehen versuchen wir die neuronalen Schaltkreise im Gehirn zu beeinflussen. Beim Hören, also dem auditiven System, arbeiten wir mit der von mir entwickelten AVWF-Methode. Das visuelle System erreichen wir mittels Farblichtfilter. Dabei kommen Brillen mit speziellen Lichtfiltern zum Einsatz, die je nach Lichtspektrum unterschiedliche Reize über die Netzhaut der Augen auf den Organismus ausüben.

 

Conradi_3

Und welche Reaktion soll damit im Gehirn ausgelöst werden?


Wir können dem Stammhirn, jenem Teil des menschlichen Gehirns, in dem die Grundüberlebensreflexe aus der Zeit unserer Vorfahren beheimatet sind, größtmögliche Sicherheit signalisieren. Dadurch wird zwar noch niemand eine Piste schneller hinunter fahren oder weiter springen, aber alle Sinne werden geöffnet und die Regeneration wird verbessert. Ein ausgeruhter, konzentrierter Athlet, der alle Umweltreize schneller und präziser verarbeitet, ist unser Ziel. Er hat bessere Erfolgschancen, er lernt schneller, und auch die Gefahr einer Verletzung wird drastisch verringert.

Sie haben die AVWF-Methode selbst entwickelt. Warum haben Sie sich mit diesem Thema beschäftigt und zu forschen begonnen?

Ich hatte etwas gesucht, um meinem autistischen Sohn zu helfen. Da hatten wir sehr viel ausprobiert, aber leider wollte nichts richtig wirken. Mein Problem war darüber hinaus, dass mich die Grundstrategien der verschiedenen Therapien nicht überzeugten. Irgendwann habe ich selbst zu forschen begonnen, viel experimentiert und gebastelt, bis sich schließlich erste Erfolge eingestellt haben.

Der Grundgedanke war also nicht eine sportliche Leistungssteigerungen zu erzielen, sondern liegt viel mehr im medizinischen Bereich?

Unser Hauptaugenmerk liegt auch weiterhin darauf, Kindern mit Entwicklungsstörungen zu helfen. Gerade bei Lern- und Verständnisschwierigkeiten, egal in welchem Ausmaß, erzielen wir immer wieder großartige Erfolge. Mittlerweile therapieren wir aber auch Wachkomapatienten, Menschen nach Schlaganfällen und Parkinson-Erkrankte. Und wie es die Zeit so mit sich bringt, suchen immer mehr Menschen mit Stresssymptomen wie Burn Out unsere Hilfe. Wichtig bleibt dabei immer eine differenzierte Diagnose in Zusammenarbeit mit Pädagogik, Psychologie und Medizin, um den Menschen möglichst effizient helfen zu können.

Wie wurde AVWF für den Sport entdeckt?

Einen Einsatz im Spitzensport hatte ich eigentlich nicht beabsichtigt. Ein Zufall führte zur Zusammenarbeit mit der Deutschen Handball Nationalmannschaft. AVWF hat das Team bei seiner Heim WM begleitet und bei der Stressbewältigung und Regeneration unterstützt. Die Handballer holten dann 2007 den Weltmeistertitel. Das haben die österreichischen Skispringer mitbekommen und mich wenig später kontaktiert. Daraus ist eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit entstanden. Wir arbeiten mittlerweile im Wintersport mit allen Sportlern beim ÖSV zusammen. Zuletzt kamen auch einige Deutsche Nationalmannschaften hinzu.